Legends of Runeterra vs Hearthstone – Macht Riot es besser?
Seit einigen Wochen ist die Beta Phase von Legends of Runeterra vorbei und die erste ranked Season ist warm gelaufen. Nun fragt sich natürlich jeder, warum er noch ein weiteres TCG auf die Spieleliste setzen sollte. Was hebt LoR wirklich von den anderen Online-Kartenspielen ab?

Legends of Runeterra vereint Aspekte aus so gut wie allen bekannten Card Games und pickt sich dabei einige nette Mechaniken heraus. Großartige Innovation gibt es hier nur an wenigen Stellen zu sehen, trotzdem fühlt sich das Spiel tatsächlich ziemlich frisch an.
In der Realität lässt sich LoR am besten mit Magic: The Gathering vergleichen, da diese Titel Gameplay-technisch einiges gemeinsam haben. Die Frage, die die Online TCG Community wirklich beschäftigt, ist aber eine ganz andere: Wie schlägt sich Legends of Runeterra im direkten Vergleich zum Blizzard Schlager Hearthstone?
LoR – Runeterra Gameplay Features
Hearthstone und Legends of Runeterra haben in Sachen Gameplay einiges gemeinsam und unterscheiden sich auf den ersten Blick nur minimal. Tatsächlich sieht der Sachverhalt aber völlig anders aus: Die beiden Games nutzen völlig verschiedene Mechaniken, die lediglich ähnlich aussehen.
Level-Up

Wir beginnen mit einer LoR besonderheit: Dem Level-Up. Wer sich mit dem League of Legends Universum – oder eher generell mit Videospielen – auskennt, der weiß, dass Kämpfer durch Erfahrung in ihrem Level aufsteigen können. Ein höheres Level bedeutet im Normalfall mehr Leben, mehr Schaden und/oder besondere Fähigkeiten.
… im TCG Genre wurde dieses Prinzip erstaunlicherweise kaum je wirklich genutzt. Falls doch, dann wurde mithilfe von zusätzlichen Karten ein aktueller Charakter verstärkt.
Nicht so in Legends of Runeterra! Die limitierten Champion-Karten können unter bestimmten Umständen ein Level-Up bekommen, was sie bedeutend mächtiger werden lässt.
Hier passiert das aber nicht durch das Sammeln von Erfahrung, sondern durch das Erreichen bestimmter champion-spezifischer Ziele. Diese sind natürlich ausführlich auf der jeweiligen Karte beschrieben!
Ein vergleichbares Feature finden wir in Hearthstone nicht. Dafür verzichten wir in Runeterra allerdings ganz auf den Gebrauch von Heldenfähigkeiten.
Aktion und Reaktion
Von klassischen TCG Alternativen – Hearthstone eingeschlossen – sind wir einen relativ klar strukturierten Ablauf gewohnt:
- Spieler1 legt Karten und darf angreifen
- Die Runde von Spieler1 endet
- Spieler2 legt Karten und darf angreifen
- Die Runde von Spieler2 endet
- Repeat!
In wieder anderen Ablegern dürfen zuerst beide Spieler Karten ausspielen und der Kampf startet erst danach.

Beides sind leicht verständliche Prinzipien, doch Legends of Runeterra macht das ganze ein Wenig komplexer. Nach wie vor wechseln sich die Züge der Kontrahenten ab und bringen die gewohnten Mana-Punkte mit sich. Mit einmaligem Kartenlegen ist es in solch einem Zug aber nicht getan!
Sobald ein Spieler in seiner Runde eine Karte ablegt (Sofort-Effekte ausgeschlossen), kann er nicht einfach zum nächsten Monster, Zauber oder Anriff übergehen… denn nun ist sein Gegner an der Reihe. Da es nicht dessen Runde ist kann er zwar nicht angreifen, hat nun aber ebenfalls die Gelegenheit eine Karte zu spielen. Hat er das getan oder verneint, ist wieder der angreifende Spieler an der Reihe.
Diese Prozedur kann unbegrenzt so weiter geführt werden, bis beide Spieler direkt nacheinander Ihren Zug beenden.
Nachdem der Angriff gestartet wurde, können zwar keine weiteren Kämpfer beschworen, wohl aber Zauber ausgespielt werden. Auf jeden Effekt oder Zauber erhält der Gegner allerdings wieder die Gelegenheit, darauf zu reagieren. In den ersten Runden kann das ganz schön verwirrent sein…
Die Reihenfolge der Effekte folgt allerdings einer simplem Last In – First Out Logik: Die letzte Karte die gespielt wurde, ist die erste, deren Effekt aktiviert wird.
Übrigens: Aufgrund der möglichen Reaktionen ist es sogar möglich, dass du dir einen Angriff in der Runde des Gegners verschaffst!
Zaubermana

Das Zaubermana ist ein wichtiges Mittel, um das Element des Zufalls möglichst klein zu halten. Verbrauchen wir in unserem Zug nicht all unser Mana, werden uns für die nächste Runde bis zu 3 Punkte als Zaubermana gespeichert. Dieses kann exklusiv für Zauber verwendet werden und wird immer vor dem regulären Mana verwendet.
Auf Anhieb klingt das nach einem kleinen Extra, macht aber tatsächlich einen gewaltigen Unterschied! In Hearthstone ist es extrem wichtig, eine saubere Kurve von Karten spielen zu können, um keine Punkte zu verschwenden. Haben wir in Runde 2 nur Karten auf der Hand, die 3 oder mehr Mana kosten, haben wir ein echtes Problem und werden vom Gegner überrannt.
Durch das Zaubermana kann dieses Problem verhindert werden: Wir können unser überflüssiges Mana einfach in einer späteren Runde verwenden. Das hilft zwar nicht immer, schmälert aber definitiv den Schaden einer schlechten Starthand!
Attacker -> Blocker & Attackers Choice
Die wichtigste Mechanik, in der Hearthstone und LoR sich unterscheiden: Das Angriff-System.
Hearthstone verwendet das Attackers Choice Prinzip, nach welchem der Angreifer sich entscheidet, welchen Gegner er angreifen möchte. Der Verteidiger hat dem ohne Vorbereitung nichts entgegen zu setzen und lässt den Anriff über sich ergehen.
Fun Fact: Hearthstone wird oft für seine innovative Attackers Choice Implementation gelobt. Tatsächlich haben Kartenspiele wie Yu-Gi-Oh dieses Prinzip bereits Jahrzehnte vorher umgesetzt.
Legends of Runeterra dagegen verwendet die Attacker & Blocker Methode. Hierbei wählt der Anreifer lediglich seine Kämpfer aus. Welcher Feind gegen welchen Kämpfer in die Schlacht zieht, entscheidet der Verteidiger. Aufgrund des Reaktions-basierten Systems in LoR haben aber meist beide Seiten selbst nach Start des Angriffs noch einige Optionen offen.

Ist LoR einsteigerfreundlich?
Das Spiel beginnt mit einem ausführlichen Tutorial in die Mechaniken des Spiels. Es geht zwar nur in kleinen Häppchen voran, aber man kann trotzdem einiges davon mitnehmen!
Doch damit ist es nicht getan. Ab hier stehen euch eine Vielzahl von so genannten Herausforderungen zur Verfügung. Diese sind Mini-Tutorials, die euch in je 2-3 Zügen in so ziemlich jede Mechanik einführen, die das Spiel zu bieten hat.

Wir empfehlen euch, alle diese Herausforderung abzuschließen. Danach seid Ihr für jede Situation gut gerüstet! Außerdem erhaltet Ihr während des Spielens schonmal eine ordentliche Portion Erfahrung, mit der Ihr neue Karten freischalten könnt.
Wie es sonst mit den Karten aussieht? Das erklären wir ausführlich im Abschnitt LoR – Runeterra Rewards.
Das Rundensystem kann zwar auch nach dieser Einführung noch etwas überwältigend sein, nach einigen Spielen werdet Ihr euch allerdings auch damit bestens zurecht finden. Tatsächlich ist es viel einfacher, als es auf Anhieb scheint!
Ladder
Es kann nicht schaden, sich mit dem ersten eigenen Deck direkt in das Geschehen zu werfen: Die Ranglisten-Spiele.

Wie wir es von anderne Spielen gewohnt sind, handelt es sich dabei um Spiele, nach deren Ausgang Ihr Punkte gewinnen oder verlieren könnt. Diese Punkte ermöglichen euch, in der Rangliste aufzusteigen.
Was? Das soll ich direkt am Anfang machen? Wer will sich denn so früh sein Rating ruinieren?
Keine Sorge: In den ersten vier Eisen-Divisionen verliert Ihr nach einer Niederlage keine Punkte!
Hearthstone verwendet hingegen seit April 2020 ebenfalls ein neues Ladder-System, dass in Ränge von Bronze bis Diamant – verteilt über insgesamt 50 Stufen inklusive Legend – unterteilt ist. Dabei können Spieler auf Ihrer Reise sogar eine ganze Menge neuer Karten sammeln!
Unserer Meinung nach ist die LoR Ladder besser aufgestellt, als die alten Hearthstone Ränge. Mit der Neuausrichtung kann Legends of Runeterra aber bislang nicht mithalten.
Legends of Runeterra macht nicht alles besser als Hearthstone!
Wir möchten nicht, dass hier alles nach belanglosem Lob kling: Hearthstone macht durch Design und Erfahrung sicherlich einige Dinge besser, als es der Neuankömmling tut!
Neben dem gerade angesprochenen Ranking erinnert LoR in Sachen Interface selbst auf dem PC eher an ein Mobile Game… was es ja auch ist. Auch der Grafik-Stil selbst ist etwas weniger ausgefallen und kreativ. Das kann man allerdings leicht verzeihen, denn auch wenn hier nichts wirklich wirklich neu ist, kennt doch jeder das atemberaubende Design des LoL Universums.
LoR – Runeterra Rewards

Das Reward System in Legends of Runeterra sollte als so etwas wie der goldene Standard der Online-TCGs angesehen werden. Es ist fair, man kann den Fortschritt spüren und regelmäßig neue Decks bauen. Trotzdem ist es nicht möglich, in einigen Tagen oder Wochen an alle Karten zu kommen.
Wir können sogar eine Region wählen, für welche wir Karten erhalten möchten. Alle unsere Erfahrung fließt dann in diese Region und belohnt uns mit Packs und Karten! Wechseln können wir die Region jederzeit!
Das beste: Obwohl wir nur einige tägliche Missionen bekommen – die besonders große Mengen an Exp wert sind – ist unsere tägliche Menge an Rewards nicht begrenzt. Wir können also immer und immer weiter spielen und Erfahrung Sammeln, um noch weitere Belohnung zu erhalten.
Daily & Weekly in Legends of Runeterra
Wie gerade angesprochen bekommen wir täglich neue Missionen, durch die wir massig Erfahrung anhäufen können. Das alleine bietet aber auch Hearthstone und ist definitiv nichts Neues.
Zusätzlich gibt es da aber auch noch den so genannten Wöchentlichen Tresor. All die gesammelte Experience wird ebenfalls verwendet, um den Tresor hoch zu leveln. Umso mehr wir spielen, desto weiter wächst unser Tresor.

Jede Woche Dienstag kann der Tresor dann endlich geöffnet werden und spuckt eine ziemlch große Menge an Rewards aus. Ob Karten, Splitter, Expeditionsmarken oder Wildcards… alles ist dabei! Endlich lohnt es sich auch in dieser Hinsicht, eines der Card Games mehr als 3 Runden am Tag zu spielen.
Wildcards
Wildcards? Was soll das sein?
Zu Deutsch bedeutet Wildcard nichts anderes als Platzhalter. Wir bekommen sie auf gleichem Wege wie gewöhnliche Karten, können damit aber etwas mehr Anfangen.

Wildcards existieren in den selben Seltenheitsgraden wie gewöhnliche Karten und stellen sozusagen eine beliebige Karte dar. Im Menü können wir Wildcards dann gegen eine beliebige andere Karte Ihrer Seltenheit eintauschen. Das erleichtert uns nicht nur den Deckbau, sondern spart auch einiges an Nerven, die wir in Hearthstone mit dem Disenchantment verlieren.
Splitter

Splitter sind das Equivalent zum arkanen Staub in Hearthstone. Überflüssige Karten werden sogar automatisch zu Splittern umgewandelt, ohne dass wir dafür etwas tun müssen. Außerdem können die Splitter in Boxen, Tresoren und fast allen weiteren Arten von Rewards enthalten sein.
Mit den erworbenen Splittern können wir wie erwartet neue Karten craften, wobei der Preis von der jeweiligen Seltenheit abhängt.
Legends of Runeterra Expeditionen & Hearthstone Arena
Ähnlich wie die Hearthstone Arena gibt es auch in LoR ein Reward-Orientiertes Abenteuer mit zufälligen Karten, durch das wir uns kämpfen können. Allerdings finden wir auch in dieser Ecke die ein oder andere Verbesserung.
Zuerst einmal müssen wir für den Eintritt wie gewohnt zahlen: Umsonst gibt es auch keine Belohnungen!
Nach dem Eintritt stellen wir uns unser Deck aus zufällig gewählten Karten zusammen. Im Gegensatz zu Hearthstone gibt es aber einige neue Mechaniken, die gelernt werden wollen.
Kartenauswahl
Wir dürfen zunächst 2 Champions – und damit Ihre jeweiligen Regionen – aus je 3 zufälligen Möglichkeiten auswählen, die wir verwenden möchten. Alle weiteren Karten, die wir im Verlauf des Draft ziehen werden, werden passend zu diesem Champion und seiner Region generiert.

Durch diese Mechanik ist es möglich, sogar während der Expedition regelmäßig Decks zusammenzustellen, die fast schon mit konstruierten Decks mithalten können. Selbst spezifische Combos sind so planbar, wenn man sein Glück wagen möchte.
Kartentausch

Am Ende der Auswahl dürfen wir eine unserer Karten gegen eine andere eintauschen, wenn wir das wollen. Die Auswahl besteht aus 3 zufälligen Karten unseres Decks, die wir durch 3 weitere zufällige Karten ersetzen können. Aber Achtung: Es kann pro Auswahl nur eine Karte ersetzt ewerden!
Übrigens: Nach jedem Spiel können weitere Karten gewählt oder getauscht werden!
Expeditions-Ziel
Das Ziel der Expedition ist es, 7 Siege zu erreichen. Allerdings haben wir dafür nicht wie in Hearthstone eine festgesetzte Anzahl an möglichen Niederlagen, bevor die Expedition zu Ende geht.

Schaffen wir es, 7 Spiele am Stück für uns zu entscheiden, ist der Ausgang klar. Verlieren wir allerdings eine Runde, haben wir danach eine weitere Chance, diese Hürde zu überwinden. Gewinnen wir die zweite Chance, steigen wir eine Stufe auf und beginnen von vorne.
Verloren ist die Expedition erst, wenn wir 2 Spiele am Stück verloren haben!

Achtung: Nach dem 6. Win bekommen wir nur eine einzige Chance auf den Sieg. Das bedeutet, dass wir eine Expedition perfekt abschließen können, selbst wenn wir insgesamt bis zu 5 Mal verloren haben!
Doch es kommt noch besser: Mit jedem Eintritt zur Expedition erwerben wir zwei Versuche! Nachdem wir also vor dem 7. Sieg gescheitert sind, können wir es noch ein weitere Mal probieren. Dabei müssen wir allerdings nochmals ein neues Deck zusammenstellen.
Nachdem beide Versuche aufgebraucht sind, werden wir für die erfolgreichste Expedition belohnt. Natürlich können wir das Ganze auch vorher abbrechen und auf Anlauf Nummer zwei verzichten.
Schade: Expeditions-Belohnungen sind leider auf maximal 3 pro Woche begrenzt.
Ist Legends of Runeterra Pay to Win?
Wie auch in Hearthstone gilt in Legends of Runeterra das gleiche Prinzip: Es ist möglich starke Decks zu erstellen, ohne dafür echtes Geld auszugeben. Mithilfe der Kreditkarte geht das Ganze aber viel, viel schneller.
Allerdins muss man schon eines ganz klar sagen… LoR gibt sehr viel mehr für deutlich weniger. Da die täglichen Rewards nicht begrenzt sind, kommt deutlich schneller ein anständiges Deck zusammen, als es in Hearthstone jemals möglich war. Zudem erhalten wir zusätzliches Value durch tägliche Belohnungen, wöchentliche Tresore und Expeditionen.
Außerdem können wir uns eine Region aussuchen und uns dafür entscheiden, Charaktere aus genau dieser Region zu erhalten! Wir enden also nicht mit einem nutzlosen Mischmasch aus verschiedenen Karten, sondern mit einer wirklichen Auswahl an passenden Synergien.

Preise
Da aufgrund von massigen Wildcards und den gelegentlichen Splittern einiges zusammen kommt, passiert es so gut wie nie, dass es uns an gewöhnlichen Karten fehlt. Kaum jemand muss jemals Geld für 85% des Decks ausgeben.
Wo es aber doch mal scheitern kann sind natürlich die Chmapions – das Equivalent zu legendären Karten in Hearthstone.
Diese sind doch schon ganz schön teuer und Wildcards dieser Güte finden man nur äußerst selten. Auch wenn es in Legends of Runeterra natürlich deutlich leichter ist, einen bestimmten Champion zu erhalten, kann es doch eine ganze Weile dauern bis wir diesen 3 Mal auf Lager haben.

Falls man sich entscheidet, doch mal ein Wenig reales Geld liegen zu lassen, dann hat man immerhin rosige Aussichten: Mit lediglich 10-20€ solltet Ihr euer Traumdeck vervollständigen können. In Hearthstone wäre das als Anfänger buchstäblich unmöglich.
Kein Gambling mehr!
Warum das so ist? Weil das Lootbox-Glückspiel mit Echtgeld nicht mit dabei ist. Hurra! Und das, obwohl Riots Main-Game League of Legends genau diese Lootboxen noch verwendet… wenn auch fast nur zu kosmetischen Zwecken.
Wenn Ihr euch für den Kauf von Karten entscheidet, bleibt hier nichts dem Zufall überlassen! Ihr kauft euch einfach die gewünschten Karten direkt mit eurer erworbenen Spielwährung. Ein Champion kostet dabei ca. 3€.
Billig ist das objektiv gesehen nicht, für ein Spiel dieser Art ist es aber eine regelrechte Revolution. In Hearthstone lässt der Spieler mit Glücksspiel-Problemen gerne mal 100te von Euros im Shop liegen, ohne – dank Pech – wirklichen Progress zu sehen.
So sollte es bitte weiter gehen!
Mehr: …von QRPG? Hast du schonmal von der Battle Network Reihe gehört? Die RPGs unter den Mega Man Games!